Seit Donnerstagnachmittag, 2. Juni 2022, ist klar, mit welchem Trainer Rot-Weiss Essen in die Drittliga-Saison 2022/2023 gehen wird. Christoph Dabrowski wurde als neuer Coach in Essen vorgestellt und mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2024 ausgestattet.
2017 war es, als Christoph Dabrowski (43) mit 24 weiteren Kollegen die Fußballlehrer-Lizenz machte. Rund ein Jahr lang war auch Andreas Golombek (53) beim Lehrgang ein guter Kumpel von Dabrowski. Wie haben mit dem ehemaligen Verl-, Lotte- und Rehden-Trainer Golombek gesprochen, wie denn der neue RWE-Coach Dabrowski so tickt.
Andreas Golombek, Christoph Dabrowski übernimmt Rot-Weiss Essen. Hat Sie diese Nachricht überraschend, weil sie dachten, dass Dabrowski vielleicht höherklassige Ziele verfolgte?
Nein, mich hat das nicht überrascht. "Dabro" wohnt schon seit seiner aktiven Bochumer Zeit in Dortmund. Seine Familie ist auch immer dort geblieben und er ist einige Male die Woche aus Hannover nach Dortmund gefahren. Jetzt ist er wieder Zuhause, im Ruhrgebiet. Er ist ein Familienmensch. Auch das hat sicherlich eine Rolle gespielt. Aber klar ist auch, dass Rot-Weiss Essen ein außergewöhnlicher Verein ist. Da geht es gar nicht um die Liga. RWE ist für jeden Trainer, Spieler interessant. Jeder will doch vor 15.000, 20.000 Zuschauern spielen und diese Wucht spüren. In Essen ist das alles gegeben. Ich sage mal, dass "Dabro" mit Sicherheit nicht nach Bayreuth oder Meppen gegangen wäre, obwohl das auch Drittligisten sind. Bei allem Respekt für diese Vereine: aber RWE ist da schon eine andere Hausnummer.
Wie haben Sie Dabrowskis Arbeit in Hannover verfolgt?
Ich sage es mal so, wie es ist: Hannover wäre ohne "Dabro" im Arsch gewesen! Sie wären abgestiegen. Davon bin ich überzeugt. "Dabro" war es, der das alles wieder hinbekommen hat und am Ende einen sicheren Klassenerhalt gefeiert hat. "Dabro" ist für seine klare Struktur, Kommunikation, klare Ziele bekannt und das alles konnte er auch in Hannover umsetzen und am Ende die Mission erfüllen.
Wie ist er denn so als Typ - eher ein ruhiger Vertreter oder eher der impulsive Trainer?
Er war stets sehr kontrolliert. So habe ich ihn kennengelernt. Aber: er war dann auch mal laut, wenn es sein musste. Seine Ansagen hatten schon immer Hand und Fuß. Das hat dann jeder kapiert, was er wollte. "Dabro" hat aber seit 2017 natürlich auch fünf Jahre neue Erfahrungen gesammelt. Die Jahre bei Hannover haben ihn weitergebracht. Das ist auch klar. Für mich steht auf jeden Fall fest, dass er bereit für diesen wuchtigen Klub Rot-Weiss Essen ist.
Sie müssen auch das Verlieren wieder lernen. In der 3. Liga wird es auch Phasen von zwei, drei oder mehr Spielen in Folge ohne Sieg geben. Da kann dann nicht sofort der Kopf von Christoph Dabrowski gefordert werden.
Andreas Golombek
Sie kennen die 3. Liga, Dabrowski hat in dieser Spielklasse noch nicht trainiert. Er will eine aggressive, offensive RWE-Mannschaft sehen. Ist das der richtige Stil für diese Liga?
Unabhängig von der Liga: Du kannst in Essen nicht als Trainer vorgestellt werden und sagen, dass RWE in Zukunft zunächst einmal die Null halten oder die Defensive stabilisieren muss. Das läuft in Essen nicht. Du hast verrückte Fans, die wollen dich nach vorne peitschen und das musst du als deine Stärke auch ausnutzen. Du musst dieses positiv verrückte Publikum mitnehmen. Wenn das klappt, dann kacken sich, auf gut deutsch gesagt, auch einige Gegner in den ersten Minuten in Essen in die Hose. Aber klar ist auch, da warne ich RWE vor: man war jetzt 14 Jahre weg aus dem Profifußball. RWE sollte auch die Kirche im Dorf lassen - auch die Fans müssen ruhig bleiben.
Was meinen Sie genau?
RWE hat jetzt zwei Jahre lang fast nur Siege, Erfolge gefeiert. Sie müssen auch das Verlieren wieder lernen. In der 3. Liga wird es auch Phasen von zwei, drei oder mehr Spielen in Folge ohne Sieg geben. Da kann dann nicht sofort der Kopf von Christoph Dabrowski gefordert werden. Nur Ruhe und Geduld zahlen sich aus. Das müssen auch die RWE-Fans wissen. Wenn sie das beherzigen, dann wird Essen mit Dabrowski eine gute Saison spielen. Für was das dann reichen wird, werden wir sehen. Ich traue RWE jedenfalls sehr viel zu.
Wann werden wir Sie eigentlich wieder in einem Traineramt sehen?
Das frage ich mich auch (lacht). Im Ernst: es gibt immer wieder mal losen Kontakt zu Klubs, aber noch hat es nicht mit einer neuen Anstellung funktioniert. ich bin auf jeden Fall heiß auf einen neuen Job. Ich bin ein Menschenfänger, der einfach wieder mit einer Gruppe zusammenarbeiten, Ziele verfolgen will. Ich hoffe, dass ich schon bald wieder im Geschäft zurück bin.